herzlich willkommen! hier könnt ihr euch in zukunft über meine pläne und träume in und um brasilien informieren. viel spass, eure silvie

Sonntag, Mai 21, 2006

Silvie im Gefängnis

Die staatlichen Gefängnisse in Brasilien sind schrecklich. Übrigens nicht nur in Brasilien, wie mir Angelika versicherte. Angelika leitet in Deutschland die Gefängnisarbeit EMMAUS, und sie habe ich während 2 Wochen als Übersetzerin begleitet, als sie sich ein nicht-staatliches, alternatives Gefängnisprojekt angesehen hat.
Im Gefängnis kommt man einfacher an Drogen ran, als draußen. Nebst den Insassen dealen sogar die Polizei und die Gefängniswärter. Oft werden Insassen zum Drogenkonsum gezwungen, um sie abhängig zu machen. Gewalt, Misshandlung, Demütigungen und Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung. In der Regel sind die Zellen überbelegt (zum Beispiel in einer Zelle für 12 Personen sind ca. 30 untergebracht). Die Bedingungen sind schlichtweg menschenunwürdig und die Gefangenen sind unter ständiger Angst der Willkür der Wärter und der Polizei ausgesetzt.
Das Gefängnis, das wir besucht haben, war in jeder Hinsicht ANDERS. Mit großen Lettern steht an der Eingangstür: "Hier hinein tritt der Mensch, das Verbrechen bleibt draußen". An der Pforte macht uns ein Insasse die Tür auf. Übrigens sind die Schlüssel aller Sicherheitstüren in der Hand von Gefangenen. Das Motto von APAC (Associação de Proteção Aos Condenados, www.apacitauna.com.br, assoziiert mit Prison Fellowship International www.pfi.org) ist, den Menschen zu respektieren, ungeachtet der Verbrechen, die er begangen hat, mit dem Wissen, dass jeder dieser Personen eine meist furchtbare und sehr traurige Vergangenheit / Kindheit hatte, sie nicht ohne Grund kriminell geworden sind, und dass das Einzige, was ihnen wirklich hilft, die Aufarbeitung und Heilung von Traumata und Verletzungen der Vergangenheit ist. Leider passiert in den staatlichen Gefängnissen das Gegenteil: die Traumata, die ein Mensch noch nicht erlebt hat, erlebt er spätestens dort. Und was die Kriminalität anbelangt, lernen sie von anderen Gefangenen, was sie noch nicht wussten. Das deutsche alte Wort "Besserungsanstalt" ist geradezu ein Hohn. Die Rückfallquote beträgt weltweit 90%, in Brasilien ca. 80% . Das Gleiche gilt für die Jugendstrafanstalten.
Was für Geschichten und Vergangenheiten die Gefangenen haben, durfte ich Gespräch um Gespräch miterleben. Angelika, eine katholische Schwester (die unkonventionellste und verrückteste, die ich in meinem Leben getroffen habe... und bei der es keine Kluft zwischen katholisch und freikirchlich zu geben schien!), hat in der Gefängniskapelle Gespräche und Gebet für die Insassen angeboten. Uns wurde schier die Tür eingerannt. Die meisten haben zu Beginn erzählt, sie hätten eine glückliche Kindheit und eine gute Familie gehabt. Und dann kommen plötzlich Dinge zu Tage, wo man sich nicht mehr wundern muss, dass diese Leute heute im Gefängnis sitzen.
Für mich war das Ganze sehr intensiv und hat mich extrem bewegt, da uns die Leute einfach die Geschichten genau der Kinder erzählten, mit denen wir bei GENESIS arbeiten. Es hat mich noch mal enorm motiviert und mir war die Tragweite unserer Arbeit plötzlich viel bewusster. Wenn wir es schaffen, dass die Kids ihre schlimmen Erlebnisse und Schmerzen verarbeiten können, und wieder auf die Beine kommen, dann sitzen sie morgen nicht im Gefängnis.
Die Gefangenen, die wir bei APAC in Itauna kennen lernen durften, erinnerten irgendwie nur noch entfernt an Kriminelle. Vielleicht in dem Sinne, dass einige von ihnen schon ein bisschen "Schlitzohren" geblieben sind. Sie haben dort die Möglichkeit, in die (Grund-!)Schule zu gehen, können Psychologische Dienste in Anspruch nehmen, es werden Wochenenden angeboten, bei denen es um Vergangenheitsbewältigung geht, es werden von Katholischen und Freikirchlichen Gemeinden regelmäßige Gottesdienste angeboten, medizinische und zahnärztliche Versorgung, und ALL DIES VON FREIWILLIGEN HELFERN!! Bis auf eine handvoll Angestellte, ohne die es natürlich nicht ginge, sind alles Volontäre. Dies gehört zu dem Konzept von APAC, und ist ein Ausdruck von wahrer Nächstenliebe und Respekt. Menschen, die kriminell waren, haben wenig Vertrauen zu Menschen, die Ihren Job gegen Bezahlung machen. Aber die vielen Volontäre, die Ihre Zeit opfern, die Gefangenen sogar regelmäßig besuchen, der Respekt und das Vertrauen, das ihnen entgegengebracht wird, bricht selbst die härtesten Herzen. Der Gefangene erlebt hier zum ersten Mal im Leben, was er schon in der Kindheit vermisst hat. Er wird in eine Eigenverantwortung hineingeführt, fängt an, auf eigenen Beinen zu stehen, merkt dass er etwas wert ist und etwas kann. Obwohl die Schlüssel in ihrer Hand sind, haut keiner ab. Es gibt übrigens nicht einen einzigen Polizisten dort. Die Gefangenen ermutigen sich sogar untereinander. Einer von ihnen hat gesagt, es sei sehr leicht, dass Drogen in das Gefängnis rein kämen (aufgrund des großen Vertrauens sind die Kontrollen ziemlich locker). Aber dass sie konsumiert würden sei praktisch unmöglich. Und das liegt nicht an der Aufsicht, sondern an den Mitgefangenen.
Ich könnte hier noch ohne Ende schreiben, was sie alles so machen den lieben langen Tag, Methoden, die ich sogar witzig fand und lachen musste, von den Gefangenen selber erfunden. Was ich noch bemerken möchte: die Rückfallquote liegt hier bei 13-20 % (die Angaben sind einmal mit und einmal ohne APAC Methode).

Es war eine überaus interessante und tiefgehende Zeit. Eine wahre Bereicherung, ich hatte mir noch nie Gedanken über unsere Gefängnisse und deren Insassen gemacht. Bin aber zu dem Schluss gekommen, dass unsere Gesellschaft ebenfalls eine große Schuld auf sich lädt, indem wir Menschen, die sozial und wirtschaftlich am Abgrund stehen weder zu verstehen versuchen, noch ihnen helfen. Auf der anderen Seite hat mich der Besuch und die dadurch entstandenen Erkenntnisse extrem für unsere Arbeit mit den Strassen- und Favela Kids motiviert.

Samstag, Mai 20, 2006

Pictures prison / Gefängnis










Interview mit Assiria, Pelés Frau

[von links nach rechts:
Fernanda, Assiria, Silvie]

Tja, das war ganz schön eine Sache, Damaris hat mich angerufen und gefragt, ob ich bereit wäre, für ein Europäisches Magazin ein Interview mit Pelés Ehefrau Assiria zu machen. Das war ganz schön spannend, jeder kenne Pelé, aber die wenigsten wissen, dass die Frau von ihm eine wunderbare, begabte und auch erfolgreiche Frau ist. Sie ist unter anderem Musikerin und hat mehrere CD´s aufegenommen. Es war jedenfalls ein höchst interessantes Gespräch (wer das Interview gerne lesen möchte: HIER KLICKEN). Mit von der Partie waren auch Fernanda, eine unserer brasilianischen Leiter - wegen der Sprache - und ihr Mann Ney - um das ganze aufzunehmen.

Weihnachtsaktion







An dieser Stelle möchte ich mich nochmal ganz herzlich bedanken bei Euch allen, die Ihr für diese Aktion gespendet habt!! Es konnten um die 200 Kinder mit Familien beschenkt werden, das war wirklich toll!

New Chance Tour November 2005

Es war eine tolle Zeit, ich war gerade wieder in Europa und hatte die Gelegenheit, Damaris Kofmehl (die Gründerin unseres Projektes und Buchautorin u.a. über Strassenkinder) auf einer Vortragstournee in Deutschland und der Schweiz zu begleiten. Mit in unserem Team waren noch Harold Rigsbee, der ebenfalls längere Zeit in Sao Paulo im Projekt mitgearbeitet hatte und Patricia Wieser, eine Brasilianerin mit einer tief ergreifenden Lebensgeschichte. Sie war im Nordosten Brasiliens in der Favela aufgewachsen und musste sehr viel Leid erleben bis Gott ihr aus all diesem herausgeholfen hat. Heute ist sie verheiratet und lebt mit ihren beiden Kindern und dem Mann in Deutschland.
Wie man sieht, hat sie sich immer noch nicht an die Kälte in Europa gewöhnt und trug bei einem Vortrag sogar die ganze Zeit Handschuhe... :) Einer unserer Vorträge war in Spiez und so hatten wir die Gelegenheit, den Tag über ein bischen die schöne Bergwelt zu bestaunen!

Pictures Camp "click"


Pictures New Chance Tour




Pictures Favela










Elisangela & Vicky




Dienstag, Januar 24, 2006

Bilder von Hausbesetzung